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Transkulturalität
Gesundheitssysteme sind zutiefst in der jeweiligen Kultur verwurzelte Praktiken. Durch zunehmende Migration und umfassende Globalisierungsprozesse weisen Kulturen heute aber keine Exklusivität mehr auf, sondern es entstehen Mischformen von Kultur, die Vielfalt ermöglichen und sich als Orte der Begegnung verstehen. Begegnung findet dabei nicht nur in einer räumlichen Dimension statt, d.h. zwischen geographisch auseinander liegenden Kulturen, sondern zunehmend auch in einer zeitlichen Dimension durch das Wiederentdecken des Anderen und Fremden in der eigenen Kultur. Im Hinblick auf die Heilkunst ermöglicht Transkulturalität eine Neuorientierung sowohl durch die Erweiterung des Blickwinkels auf andere indigene Heilkulturen als auch durch Rückbesinnung auf die eigene traditionelle abendländische Heilkunde.
Transkulturalität entsteht einerseits in der Begegnung zwischen den unterschiedlichen Heilkulturen: zwischen westlicher Medizin, traditioneller Chinesischer Medizin, Ayurveda und anderen traditionellen Heilsystemen. Sie entsteht andererseits in der Begegnung zwischen unterschiedlichen Ansätzen und Verfahren der traditionellen europäischen Heilkunde mit der modernen und standardisierten Medizin. Transkulturalität bedeutet dabei das Erfassen und Übersetzen andersartiger Erklärungsweisen, das Vergleichen und Verbinden sowie schließlich das Verschmelzen zu etwas Neuem, das erst durch die Begegnung und gegenseitige Durchdringung entstehen kann. Das Transkulturelle ist mehr als die Summe der einzelnen Teile, erschöpft sich nicht in der Begegnung allein, sondern ist Ausdruck einer gegenseitigen Befruchtung ein Geben und Nehmen zugleich.